„Du bist nicht genug!“ – Der Einfluss sozialer Medien auf dein Selbstbild

„Du bist nicht genug!“ – Der Einfluss sozialer Medien auf dein Selbstbild

Merlin

17. MAI 2022

Social Media und das Selbstbild

Die sozialen Medien sind im Jahr 2022 nicht mehr aus unserem täglichen Leben wegzudenken. Wir verbringen jede Woche viel Zeit damit, das Leben von Anderen bzw. das, was davon preisgegeben wird, zu verfolgen, daran teilzuhaben und möglicherweise auch darauf zu reagieren und mit diesen zu interagieren. Doch was macht das mit uns und dem inneren Bild, welches wir von uns haben – unserem Selbstbild?

Das Selbstbild bezeichnet die Vorstellung über die eigene Person und umfasst Eindrücke über eigene Charakterzüge und die Persönlichkeit. Es entsteht aus den Rückmeldungen, die wir in der Vergangenheit erhalten haben und aktuell aus unserem Umfeld bekommen. Je besser wir unser Selbstbild kennen, desto besser können wir unser Verhalten bewusst steuern und auch unser erwünschtes Selbstbild (Wunschbild) gestalten. Im Gegensatz dazu steht das Fremdbild. Dies beinhaltet die Vorstellung über eine Person aus Sicht einer anderen Person und wird durch Einstellungen, Erfahrungen und Stereotypen des Außenstehenden beeinflusst. Das Fremdbild ist ein Komplex aus allen Wahrnehmungen, Gefühlen und Bewertungen, die Dritte von uns haben. Dieses Bild prägt wiederum deren Erwartungen und gibt uns ein permanentes Feedback – eine wechselseitige Beziehung.

Die Schnittmenge von Selbst- und Fremdbild ergibt deinen Selbstwert. Erfolgt konstruktives Feedback von außen, können dadurch Verhaltensweisen wahrgenommen werden, die einem selbst nicht bewusst sind (blinder Fleck im Johari-Fenster) und man kann diese überdenken und gegebenenfalls verändern. Den Grad der Abweichung zwischen Selbst- und Fremdbild beschreibt die Selbst-/ Fremdbild Inkongruenz. Meiner Meinung nach liefern die sozialen Medien (Social Media) wenig konstruktives, hilfreiches Feedback, sondern eher ein verzerrtes Bild – eine Momentaufnahme der Influencer. Ein falsches Selbstbild kann zu Unter- und Überschätzung führen.

Wie stark beeinflusst Social Media unser Fremdbild und wirkt sich somit auf unser Selbstbild und unseren Selbstwert aus?

Bei Social Media geht es mitunter darum, Rückmeldung zu bekommen und auf diese Weise Anerkennung zu erfahren. Die Anerkennung und Bestätigung wird quantifizierbar: je mehr Likes, umso mehr Anerkennung! Dies kann zu einem Selbstoptimierungswahn führen. Durch Social Media wird ein Gefühl von Gemeinschaft vermittelt. Für Jugendliche bildet Social Media daher einen Raum für Experimentieren, Auseinandersetzung, Kommunikation und Austausch mit anderen, v.a. der Peer-Group (Gleichgesinnten). Erfolgreiche Influencer vermitteln oftmals perfektionistische Bilder, die nicht zwingend der Wirklichkeit entsprechen. Der Vergleich mit diesen sportlichen, schlanken und schönen Idealen, wirkt sich meist negativ auf das Selbstbild, die Zufriedenheit und den Selbstwert aus. Die Kongruenz von Selbst- und Fremdbild ist nicht gegeben. Die Vermittlung falscher Ideale und Werte (Körperideale, Schönheitsideale, Rollenbilder) in den sozialen Medien kann dazu beitragen, dass ein negatives Selbstbild entsteht, du starken Druck empfindest und sich dies auf dein Selbstbewusstsein auswirkt.

Eine Studie der Universitäten Arkansas und Pittsburgh beobachtete 1289 Studienteilnehmer zwischen 18 und 30 Jahren über sechs Monate hinweg. 990 gaben zu Beginn der Studie an, keine depressiven Symptome zu haben. Nach den sechs Monaten hatten 95 dieser Personen (9,6 Prozent) solche Symptome entwickelt. Dabei zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Intensität der ursprünglichen Social-Media-Nutzung und dem Auftreten von Depressionen nach 6 Monaten.

Für den negativen Effekt von Social Media auf die Psyche werden laut aktuellen Forschungsstand folgende Ursachen angenommen:

  • der soziale Vergleich: du siehst meistens nur die Stärken und einen gut belichteten Momentausschnitt der Anderen.
  • der Zeitaufwand: es fehlt dir Zeit für DEIN Leben.
  • die Reizüberflutung: die begrenzte Aufnahmefähigkeit deines Gehirns wird schnell überschritten.
  • die Sucht nach Likes, also nach Anerkennung und Dopamin.
Glaubenssätze und soziale Medien

Wenn du die Glaubenssätze „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin nicht schön genug“, „Ich kann nicht genug“, o.ä. in dir trägst, dann suchst du unbewusst nach der Bestätigung dieser destruktiven Glaubenssätze. Lies zum Thema Glaubenssätze gerne meinen hierzu veröffentlichten Blog Beitrag. Und genau in diesem Fall birgt der regelmäßige und intensive Konsum von Social Media ein hohes Risiko für dich: du wirst in den dortigen Scheinwelten deine negativen Glaubenssätze innerhalb kürzester Zeit bestätigen können.

Tipps für den Umgang mit sozialen Medien
  • Inhalte kritisch, distanziert und realistisch betrachten!
  • Mehr Fokus auf das eigene Leben und Wohlbefinden legen!
  • Zeitliche Limits setzen (pro Tag oder Woche)!
  • Social Media Pause bei schlechter Stimmung!
  • Authentische Vorbilder abonnieren!
  • Privatsphäre Einstellungen bearbeiten!
  • Social Media Pausen (Zero Media) über den Tag einlegen und einhalten (z.B. vor dem Schlafen gehen, während dem Essen, bei Treffen mit Freunden, o. ä.)!
  • Social Media Detox (Pause) für längere Zeitabschnitte (z. B. eine oder zwei Wochen) mehrmals über das Jahr einlegen!

Fazit: Social Media ist per se nichts Schlechtes! Es geht um einen kritischen, verantwortungsvollen Umgang! Die Selbstdarstellung in den sozialen Medien kann die Entwicklung des Selbstbildes durchaus begünstigen, denn es erfolgt notwendiges Feedback. Jedoch schaden Scheinwelten und gespielter Perfektionismus langfristig dem Selbstbild.

Tipp: Werde dein eigener Influencer. Möchtest du an einem konkreten Aspekt deines Selbstbilds (z. B. deinen Werten, Glaubenssätzen, usw.) arbeiten, ist ein Coaching mit mir genau das Richtige für dich.

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